Wir haben die Ehre am Filme für die Erde Festival 2013 eine der allerersten öffentlichen Vorführungen in Europa des Films REvolution von Rob Stewart (Regisseur Sharkwater) durchführen zu können. Gegen 1500 Menschen in 11 Städten werden diese aussergewöhnliche Schweizer Premiere gleichzeitig auf sich wirken lassen. REvolution ist unserer Meinung nach nicht nur unter den 10 weltweit besten Umweltdokus anzusiedeln, sondern hat selbst eine Entstehungsgeschichte, die von aussergewöhnlichem Herz, Mut und echtem Engagement zeugt. Mehr dazu im Interview und dem mehr als sehenswerten 24-minütigen Videobeitrag.

fs_revolution_02FfdE: “REvolution ist der Nachfolger von Sharkwater. Was brachte Dich dazu, auf diese Reise zu gehen?”

Rob Stewart: “An der Premiere von Sharkwater in Hong Kong fragte eine Frau: „Warum sollen wir aufhören Haifischsuppe zu essen, wenn bis 2048 sowieso alle Fische im Meer aussterben werden?“ Wissenschaftler haben mir gesagt: „Was Du für die Haie tust ist gut, aber es wird egal sein, wenn wir alles Leben in den Ozeanen verlieren.“ Nach der Premiere hatte ich eine Augeninfektion von der verschmutzten Luft und musste operiert werden. Das war ein Wendepunkt für mich. Ich dachte nicht, dass die Luft so verschmutzt sei, dass ich mich deshalb am Auge operieren lassen müsste. Ich war in einem Tief. Die vergangenen Jahre meines Lebens fühlten sich wertlos an und ich musste herausfinden, wohin es jetzt geht.

Mir wurde klar, dass es ein viel grösseres Problem gibt. Es geht jetzt darum, die Menschheit zu retten! Ich wusste: Es gibt nur einen Film, den ich nach Sharkwater machen kann. Eine Botschaft, eine Sache, die ich tun muss. Und das war REvolution.”

FfDE: Was hat die Luftverschmutzung mit dem Schutz der Ozeane zu tun?

Rob Stewart: “Unsere Emissionen bleiben nicht in der Atmosphäre, sondern werden von den Ozeanen absorbiert. Die Meere sind deshalb bereits vier Prozent saurer als vor hundert Jahren. Diese Übersäuerung könnte ein Massensterben verursachen, wie dasjenige, das die Dinosaurier auslöschte. Und wir wären Teil dieser Ausrottung. Aber die meisten Menschen wissen das nicht. Sie denken der Klimawandel ist ein grosses Umweltproblem. Aber er ist nur das Symptom eines Problems. Das Problem ist, dass wir das Leben auf der Erde auslöschen könnten.”

Revolution Film Rob StewartFfdE: “Wie wichtig ist es Dir Kinder zu erreichen und welche Rolle werden sie für die Zukunft spielen?”

Rob Stewart: “Eine der grössten Überraschungen beim Dreh war das Engagement von Kindern und Jugendlichen. Es sind die Kinder, die die Welt verändern. Sie kämpfen diesen Kampf für ihre Zukunft. Alle Revolutionen wurden von Menschen angeführt, die am meisten von Missständen betroffen waren. Und jetzt sind es die Kinder, die für ihre Zukunft kämpfen müssen. Erwachsene sind im System verwurzelt, aber Kinder sagen: „Wir müssen unsere Lebensgrundlage schützen, also lass uns das machen!“ Deshalb denke ich, Kinder werden einen grossen Teil zu dieser Bewegung beitragen.

Wenn Kinder heute überlegen, was sie in ihrem Leben erreichen wollen, können sie nicht nur Arzt oder Anwalt werden. Sie können Helden werden und alles retten, was sie lieben! Denn alles was sie lieben, ist momentan in Gefahr. Und der eingeschlagene Weg funktioniert nicht. Er verursacht die Probleme. Es ist an der Jugend einen neuen Lebensstil zu entwickeln.”

FfdE: “REvolution dürfte für einige ein unbequemer Film sein. Ängstigt Dich das?”

Rob Stewart: “In REvolution kritisieren wir Unternehmen und Regierungen, die zu den mächtigsten und reichsten zählen. Sie kontrollieren alles und man weiss nicht, wie sie reagieren werden. Aber die Resonanz nach den ersten Vorführungen war fantastisch!

Ich denke, mein Telefon wird abgehört. Das ist schon ein beängstigender Schritt. Aber es ist an der Zeit grosse Schritte zu machen und zu sagen, dass sich die Welt ändern muss – und zwar schnell! Ansonsten sieht die Zukunft sehr düster aus. Wir müssen den Menschen sagen wie es ist und nicht nur sagen, wir müssen unsere Emissionen reduzieren. Wir müssen Emissionen stoppen! Wir müssen aufhören zu verschmutzen! Wir müssen aufhören zu zerstören! Wir haben ein Wirtschafts- und Wachstumssystem geschaffen, das das System zerstört, von dem unser Leben abhängt. Wir konsumieren unsere Lebensgrundlage und das ist nicht nachhaltig. In den nächsten Jahren muss Nachhaltigkeit unser Auftrag sein und nicht Wachstum! Ich denke, wenn jeder wüsste was vor sich geht, dann würden die Dinge anders laufen. Es braucht einen grossen Wandel. Denn unsere Unternehmen und Regierungen machen Geld mit dem eingeschlagenen Weg. Es ist extrem profitabel den Planeten auszuschlachten und ein einfacher Weg Geld zu machen.”

Making Of Revolution Rob StewartFfDE: “War diese Position problematisch bei der Finanzierung von REvolution?”

Rob Stewart: “Wir haben für unseren Film 5 Millionen Dollar gesammelt. Er sollte komplett in 3D entstehen. Dann wurden wir zu „C-Day: Fill the Hill“ eingeladen, einer der grössten Umwelt-Kundgebungen in der kanadischen Geschichte. Dort habe ich das Wort ergriffen und gesagt: „Die Umweltpolitik geht nicht weit genug. Wir brauchen eine Revolution!“ Danach standen wir ohne das Geld da: von 5 Millionen Dollar auf nichts! Aber es war nicht nichts. Es war gerade genug.

Zu dieser Zeit haben sich die Kameras verändert. Canon brachte die 5Ds heraus. Die waren wie die Spiegelreflexkameras, die ich als Fotograf schon nutzte – nur digital. Dadurch hatte ich Objektive für diese Kameras. Ich wusste wie man damit arbeitet und eine Kamera kostete 3.000 Dollar. Ich dachte, wenn ich ein paar dieser Kameras, einen Rucksack und Flugtickets kaufen kann, dann kann ich losziehen und den Film alleine drehen.”

FfdE: “Was inspiriert Dich für Deine Arbeit?”

Rob Stewart: “Mich inspiriert, dass sich die Welt verändert und die Tatsache, dass es anfängt zu funktionieren. Wenn man immer gegen eine Wand läuft, dann gibt man auf. Aber hinter jeder Ecke entsteht eine neue Initiative, die sich für einen Wandel einsetzt. Es geht in die richtige Richtung. Und je mehr Wissen wir sammeln, desto mehr verändern wir die Welt. Deshalb ist es einfach inspiriert zu bleiben. Ausserdem will Dir jeder helfen. Kämpfe für etwas, und die Menschen stärken Dir den Rücken, denn es ist voll von Bedeutung. Es gibt dem Leben und Dir selbst eine Bedeutung. Das ist eine schöne Erfahrung.”

Filmstill Revolution Rob StewartFfdE: “REvolution wurde an Land und Unterwasser gedreht. Gibt es Unterwasser Besonderheiten, die man beim Dreh beachten muss?”

Rob Stewart: “Unterwasser zu filmen ist völlig anders als an Land. Unterwasser bewegt sich alles, man hat keinen Halt. Jeder Atemzug, jeder Herzschlag bewegt die Kamera. Kleine Kameras sind Unterwasser schrecklich. Sie bewegen sich bei jeder kleinen Welle. Deshalb will man Unterwasser die grösstmögliche Kamera haben. Die ersten Kameras, die wir für REvolution benutzt haben, wiegen etwa 100 Kilo. Sie sind riesig und so stabil, dass man sich mit ihnen Unterwasser wenden kann. Dann hatten wir noch eine kleinere Kamera, mit der man sich freier bewegen kann.”

FfdE: “Was soll mit den Menschen nach REvolution passieren?”

Rob Stewart: “Ich möchte, dass die Menschen mit mehr Liebe für das Leben aus REvolution herauskommen, denn es ist das Leben auf unserem Planeten, das uns Wasser, Nahrung und Luft gibt. Aber unsere Zivilisation zerstört dieses Leben. REvolution soll die Liebe zum Leben erneuern und ich hoffe diese Liebe bewegt die Menschen dazu, für das Ökosystem zu kämpfen, von dem wir abhängen.”

FfdE: “Vielen Dank für das Interview!”

Schweizer Premiere Revolution: 20 Uhr  20. September 2013 am Filme für die Erde Festival in den Städten Bern, Basel, Chur, Horgen, Neuenhof, Luzern, Sursee, Schwyz, Winterthur, Zug und Zürich. Eintritt frei. Nicht verpassen.

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