Nachdem wir entdeckt haben, dass Werner Boote, Regisseur “Plastic Planet” und hervorragendes Campaigning-Talent, einen neuen Film ins österreichische Kino gebracht hat – zudem zum viel besprochenen Thema Überbevölkerung – fragten wir gleich um ein Interview an. Nur 20 Minuten später lasen wir folgende Zeilen…

FfdE: “Wie heisst Dein neuster Film und welchen Aspekt bezüglich Nachhaltigkeit versuchst Du damit genau zu beleuchten?”

Werner Boote: Nach “Plastic Planet sagten viele Menschen zu mir, dass es so viel Plastikmüll gibt, weil es zu viele Menschen auf der Welt gibt. Das war also der Ausgangspunkt für meinen neuen Film “Population Boom“. Es ist ja ein bekanntes Horrorszenario: 7 Milliarden Menschen auf der Erde. Schwindende Ressourcen, giftige Müllberge, Hunger und Klimawandel. – Ist das alles eine Folge von Überbevölkerung? Was muss geschehen? Wer von uns ist zu viel?”

FfdE: “Ein Standpunkt sagt, dass wir zuviele Menschen sind und die planetaren Grenzen damit sprengen werden. Andere fügen an, dass die Biomasse der Ameisen die der Menschheit übersteigt und somit nicht die Anzahl Menschen, sondern deren Art zu leben der wahre Misstand ist. Welchen Standpunkt vertritt POPULATION BOOM? Was wusstest Du vorher nicht?”

boote_portraitWerner Boote “Ursprünglich ging ich davon aus, dass die Welt überbevölkert ist – wie das wahrscheinlich die meisten von uns tun. Ich habe das vorher nie hinterfragt und so hatte ich für den Film eigentlich beabsichtigt, Überbevölkerung als die große Herausforderung für die Menschheit darzustellen. Aber dann kamen die Recherchen. Der ökologische Fußabdruck nimmt beispielsweise in jenen Ländern am raschesten zu, in denen die Bevölkerung am geringsten wächst. Auch wenn die Weltbevölkerung in der Mitte des Jahrhunderts ihren Zenit mit cirka 9,5 Milliarden erreicht, wird es realistisch möglich sein, alle Menschen zu ernähren und für einen gewissen Wohlstand für alle zu sorgen. Aber das geht nur, wenn wir es gemeinsam wollen. Ich stellte fest, dass Überbevölkerung ein Begriff ist, der politisch sehr willkürlich verwendet wird. Und dass die wirklich essentielle Herausforderung darin besteht, dass wir endlich dieses festgefahrene Weltbild der Überbevölkerung hinterfragen müssen. Denn erst dann sehen wir die großen, globalen Probleme – für die man gerne den Bevölkerungswachstum verantwortlich macht – aus einer ganz anderen Perspektive …

Danach stand für mich fest, dass der Film die viel verbreitete Lust an der apokalyptischen Vision eines übervölkerten Planeten nicht bedienen würde, und so wurde das Thema auch … umfangreich.

„Population Boom“ benennt jene globalen Probleme, von denen ich meine, dass wir sie gemeinsam schleunigst anpacken sollten und auch in den Griff bekommen können. Das geht nur zusammen. Auch wenn mich da manche einen Optimisten nennen mögen! „Population Boom“ räumt mit dem Märchen von der Überbevölkerung auf und ist ein Aufruf aktiv zu werden. „Boom!“ bedeutet ja auch Aufschwung …”

FfdE: “Was genau hat Dich vom Gefilmten am meisten bewegt und verändert?”

Population Boom Film

Werner Boote: “Bilder von Zügen in Bangladesch, die so voll sind, dass die Menschen sogar auf den Dächern sitzen, werden in den internationalen Medien gerne als Symbol dafür verwendet, dass es zu viele Menschen auf der Welt geben soll. Also wollte ich auf dem Dach eines solchen Zuges mitfahren und fand heraus, dass diese Bilder vom Ende einer alljährlichen in Bangladesch stattfindenden Weltkongregation sind. Wenn also an die 5 Millionen Pilger gleichzeitig nach Hause fahren.

Meine Angst, vom Dach des fahrenden Zuges zu fallen, verwandelte sich im Handumdrehen in eine Art Glücksgefühl, als mir die Menschen zeigten, wie sehr sie zusammenhalten können – und es in dieser Ausnahmesituation auch taten! Diese Szene symbolisiert für mich die Bereitschaft zusammenzuhalten und die positive Kraft, die in uns Menschen steckt. Dessen sind wir uns nur viel zu selten bewusst.”

FfdE: “Danke für das Interview! POPULATION BOOM kommt demnächst in die Schweizer Kinos.”

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