Am Filme für die Erde Festival 2012 möchten wir Euch Menschen vorstellen, die die Welt bewegen. Menschen, die dank täglichem Einsatz von Mut und Integrität vieles zum Positiven verändern. Sie motivieren, dass grosse Veränderungen im Kleinen beginnen. Eine Frau, die es geschafft hat, unter Einsatz von viel Mut eine kraftvolle Welle für die Verbesserung von Gesellschaft und Umwelt auszulösen, ist Wangari Maathai. Als Gründerin der “Green Belt Movement” hat sie durch das Pflanzen von Bäumen in Kenia Demokratie, Menschenrechte und Umweltbewusstsein gefördert und somit massgeblich zu einer nachhaltigen Entwicklung beigetragen. Wie sie das geschafft hat?  

Wangari Maathai – eine Frau mit starker Persönlichkeit.  Wangari Maathai wurde 1940 in Nyeri geboren, einer ländlichen Gegend Kenias. Schon früh fiel ihre Art und ihre spezielle Ausstrahlung auf und so ermöglichten ihr Missionsschwestern eine solide Schulbildung an einer bekannten Klosterschule in Kenia. Als junge Frau erhielt sie ein Stipendium und studierte Biologie in Amerika und Deutschland. Als erste Frau Ost- und Zentralafrikas erwarb sie 1971 ihren Doktortitel an der Universität von Nairobi, wo sie auch Professorin für veterinäre Anatomie wurde.

Wangari Maathai hat mit ihrer Stärke und ihrer Wissensbegierde dem Bild der damaligen kenianischen Frau widersprochen und damit gesellschaftliche Muster in Frage gestellt. In Kenia wurde sie so zur zentralen Identifikationsfigur der Frauenbewegung. Von 1976 bis 1987 war sie in Kenias Nationalem Frauenrat (“National Council of Women in Kenya”) aktiv, den sie 1981-1987 als Präsidentin leitete. 1976 machte sie erstmals die Idee von gemeindebasiertem Bäumepflanzen (“community-based tree planting”) bekannt. Aufgrund dieses Leitgedankens entstand dann 1977 die Basisorganisation “The Green Belt Movement” (GBM). Die GBM setzte sich zum Ziel, durch das Pflanzen von Bäumen Armut zu bekämpfen und die Umwelt zu schützen.

Mit ihrem Engagement für Umweltschutz und Frauenrechte rüttelte Wangari Maathai in den  90er Jahren Kenia’s korrupte Politik immer wieder auf. Man warf ihr vor, sie wolle die politische Macht an sich reissen und die armen Leute für eigene Zwecke manipulieren. Dem damaligen Staatschef Daniel arap Moi war sie ein Dorn im Auge und so wurde sie mehrmals willkürlich inhaftiert und misshandelt.

Trotz dieser Demütigungen gab Wangari Maathai ihren Kampf für ein gerechteres Kenia nie auf und kandidierte mehrmals für das Parlament und das Präsidentenamt, anfangs jedoch erfolglos. Dank ihres unermüdlichen Engagements schaffte sie den Sprung in die Politik im Dezember 2002 dann doch noch und wurde für das von mehreren Oppositionsparteien gegründete Wahlbündnis “National Rainbow Coalition (NARC)” ins kenianische Parlament gewählt. Die NARC löste die Regierung von Daniel arap Moi ab und der neugewählte Staatspräsident Mwai Kibaki ernannte Maathai zur stellvertretenden Ministerin für Umweltschutz. Wangari Maathai gründete darauf die “Mazingira Green Party of Kenya” und schaffte damit als erste grüne Politikerin Afrikas den Sprung in die Regierung.

Auch ausserhalb Kenia’s Landesgrenzen setzte sich Wangari Maathai für Frauenrechte und Umweltschutz ein. Sie vertrat die Rechte der Frauen vor der UNO-Hauptversammlung, setzte sich als UNO-Friedensbotschafterin weltweit für Frieden und Umweltschutz ein und gründete weitere bedeutende Initiativen, wie zum Beispiel die “Nobel Women’s Initiative”. Für ihren beispiellosen Einsatz für Demokratie, Menschenrechte und Umweltschutz wurde sie weltweit anerkannt.

So ist auch die Liste der international anerkannten Auszeichnungen, die Wangari Maathai in ihrem Leben erhielt, lang. Um nur zwei Highlights zu nennen: 1984 wurde sie für ihre Arbeit mit der “Green Belt Movement” Bewegung mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet. Und im Jahre 2004 erhielt sie schliesslich für ihren Einsatz für “nachhaltige Entwicklung, Frieden und Demokratie” den Friedensnobelpreis. Wieder einmal war sie die erste Afrikanerin, die diesen Preis entgegennehmen durfte. Es war das erste Mal, dass der Friedensnobelpreis im Zusammenhang mit Umweltschutz vergeben wurde, was eine qualitative Neuerung für den Friedensnobelpreis bedeutete. Dies war eigentlich genau Wangari Maathai’s Absicht, denn sie hat immer gesagt, dass ihre Arbeit nicht einfach nur aus Bäumepflanzen bestehe, sondern dass es darum gehe, Leute zu inspirieren, Umweltprobleme in die eigenen Hände zu nehmen und somit auch dem System zu begegnen, welches das eigene Leben und die Zukunft beherrscht.

Am 25. September 2011 verstarb Wangari Muta Maathai im Alter von 71 Jahren im Kreise ihrer Familie an Krebs.

Entwaldung und Armut in Kenia und die daraus entstandene “Green Belt Movement”.  Wangari Maathai’s “Green Belt Movement” (was übersetzt so viel bedeutet wie “Grüngurt-Bewegung”) entstand aus der Grundproblematik der Entwaldung in Kenia. Entwaldung führt zu einer Vielzahl von Problemen und ist ein typisches Beispiel dafür, dass ein einzelner Eingriff in die Natur enorme negative Folgen haben kann. Auch in Kenia war die durch die Entwaldung zunehmende Desertifikation ein schwerwiegendes Problem. Wangari Maathai wollte etwas dagegen unternehmen und hielt deshalb 1977 einen Vortrag beim Nationalen Frauenrat Kenias. Wenige Monate später wurde sie Mitglied der Umweltkommission des Frauenrates und schlug bei einer Sitzung eine Kampagne zur Aufforstung vor. Nach anfänglichem Zögern entschied man sich für das Projekt, das man “Harambee” (Kisuaheli für “Rettet das Land – Lasst uns an einem Strang ziehen”) nannte. Ziel war es, die Kenianerinnen dazu zu bringen, aktiv an der Aufforstung und Wiederaufforstung mitzuwirken und so der drohenden Wüstenbildung zu begegnen.

Die erste Pflanzenzeremonie fand im Juni 1977 (übrigens auch am UNO-Weltumwelttag) in Nairobi statt. Damals wurden die ersten sieben Bäume gepflanzt. Es folgten Konferenzen und Kampagnen mit nächsten Baumpflanzaktionen und bald konnte der Frauenrat die Nachfrage nach Baumsetzlingen nicht mehr befriedigen. Ursprüngliches Ziel war es, 15 Millionen Bäume zu pflanzen – ein Baum pro Kenianer/in. Um der grossen Nachfrage gerecht zu werden, begann man, Frauengruppen zur Förderung eigener Baumschulen zu motivieren. Forstwissenschaftler schulten die interessierten Frauen, um die Grundlagen der Forstwirtschaft zu vermitteln. Die Frauen zeigten viel Initiative und Ideenreichtum. Die Bewegung “Harambee”, die inzwischen als “Green Belt Movement” bezeichnet wurde, wuchs schnell. Zum Haupterfolg trug bei, dass die Setzlinge kostenlos ausgegeben wurden.

Bereits 1990 hatte die Green Belt Movement rund 39’000 Mitglieder und mehr als sieben Millionen Bäume gepflanzt. Im Jahr 2002 war die Mitgliederzahl auf über eine Million gewachsen. Seit der Gründung 1977 sind in Kenia knapp 47 Millionen Bäume gepflanzt worden. Nach 1986 schwappte die Bewegung auch auf andere afrikanische Länder über und ist mittlerweile in 13 afrikanischen Ländern aktiv, z.B. in Tansania, Uganda, Malawi oder Äthiopien. Eine unglaubliche Erfolgsgeschichte! Es überrascht also nicht, dass man Wangari Maathai auch liebevoll “Mama Miti” (Kisuaheli für “Mutter der Bäume”) nannte.

Auch nach dem Tod von Wangari Maathai setzt sich die GBM für Umweltthemen und eine Verbesserung der Lebensqualität der Bevölkerung ein. Insgesamt hat die Bewegung mehr als “nur” Bäume gepflanzt: Sie hat zur Stärkung der Frauen in der Gesellschaft, zu Ökotourismus und zu lokaler, wirtschaftlicher Entwicklung geführt. Oder wie Wangari Maathai es einmal ausdrückte: “When we plant trees, we plant the seeds of peace and hope” (Wenn wir Bäume pflanzen, pflanzen wir die Samen für Frieden und Hoffnung).

 

Der Film “Die Vision von Wangari Maathai”. Am diesjährigen Filme für die Erde Festival zeigen wir den Film “Die Vision von Wangari Maathai” (Originaltitel “Taking Root: The Vision of Wangari Maathai“). Der Film ehrt Wangari Maathai’s Lebenswerk und ist ein bewegendes Meisterstück, geschaffen von Lisa Merton und Alan Dater. Der Film zeigt wunderbar auf, welche Ressource der Mensch sein kann und wie ein Einzelner vermeidlich unmögliche Veränderungen anstossen kann. Er fängt eine Weltsicht ein, in welcher nichts als unmöglich angeschaut wird. Ein MUSS für jeden Weltbürger.

Weiterführende Links: www.greenbeltmovement.org, www.takingrootfilm.com

Bücher von Wangari Maathai: The Green Belt Movement; Unbowed: A Memoir; The Challenge for Africa; and Replenishing the Earth.

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