Rund acht Millionen ausrangierte Handys liegen in den Haushalten der Schweiz nutzlos herum. Viele dieser Handys funktionieren eigentlich noch einwandfrei, verstauben aber in Schubladen oder feiern bestenfalls als Ersatzgerät ein kurzes Comeback. Unsere Hauptsponsorin Swisscom nimmt sich dieses Themas seit einigen Jahren an und hat mit einer ambitionierten Sammelaktion vom 12. bis 30. November 2012 für Aufsehen gesorgt. Marius Schlegel, Programmverantwortlicher Mobile Aid Swisscom, gibt uns Einblick.
FfdE: Lieber Marius, was ist genau Swisscom Mobile Aid und welche Rolle spielst Du dabei?
Marius Schlegel: Bei Mobile Aid werden nicht mehr benötigte Handys gesammelt. Die Geräte werden in der Sozialfirma Réalise in Genf sortiert und für den Wiederverkauf sorgsam aufbereitet. Dabei werden alle persönlichen Daten gelöscht. Die funktionierenden Mobiltelefone werden auf dem internationalen Gebraucht-Handy-Markt weiterverkauft.
Der Erlös aus dem Wiederverkauf der Handys fliesst in eine wohltätige Organisation, während der aktuellen Sammelaktion ist dies ein Schulprojekt von SOS-Kinderdorf in Äthiopien. Damit wird Kindern eine solide Ausbildung ermöglicht. Swisscom selber verdient kein Geld an der Aktion.
Defekte Handys werden in der Schweiz in einem vom SWICO lizenzierten Unternehmen umweltgerecht entsorgt.
Meine Rolle ist die des Programmverantwortlichen, d.h. ich betreue die Partner und stelle den reibungsfreien Ablauf sicher. Während der Sammelaktion im November waren selbstverständlich noch viele weitere Mitarbeitenden von Swisscom und von Valora im Einsatz, um die Kommunikation und Logistik der Aktion sicherzustellen.
FfdE: Wie entstand Swisscom Mobile Aid?
Marius Schlegel: Swisscom nimmt schon seit 2007 in allen Swisscom Shops nicht mehr gebrauchte Handys für den guten Zweck entgegen. 2011 hat sich Swisscom entschieden, das Thema Handwiederverwendung aufgrund seiner hohen Relevanz, in die eigenen Hände zu nehmen und hat ein eigenes Programm gestartet – Swisscom Mobile Aid. Wir möchten Verantwortung übenehmen und unseren Kunden die Möglichkeit geben, ihre Geräte nach der Nutzung in eine sinnvolle Weiterverwendung zu übergeben.
FfdE: Was sind die Zahlen und Erfahrungen mit Mobile Aid die letzten Jahre?
Marius Schlegel: Wir haben in den letzten Jahren je ca. 40’000-70’000 Geräte gesammelt. 2012 waren es bis Ende Oktober 60’000 Geräte. Während der grossen Sammelaktion wollen wir einzig im Monat November 100’000 Geräte sammeln.
FfdE: Vom 12. bis 30. November 2012 spendete die Schweizer Bevölkerung im Rahmen der grossen Sammelaktion 72’800 alte Handys. Ziel von Swisscom war, 100’000 Geräte sammeln. Unzufrieden?
Marius Schlegel: Nein, ganz und gar nicht. Wir haben unser Ziel von 100’000 Handys zwar am 30. November noch nicht ganz erreicht, sind aber zuversichtlich, dass wir das noch vor Jahresende schaffen. Unsere Erfahrungen aus der Zusammenarbeit mit „Jeder Rappen zählt“ im 2010 und 2011 zeigen, dass gerade in der Woche nach Ablauf der Spendenaktion noch viele Handys bei Swisscom eintreffen. Alle alten Geräte, die bis am 31. Dezember im Swisscom Shop abgegeben werden, zählen wir mit und spenden den Erlös aus dem Wiederverkauf an die SOS-Kinderdorfschule in Äthiopien.
FfdE: Hast du dir mehr erhofft?
Marius Schlegel: Wir haben uns bewusst ein sehr ambitiöses Sammelziel gesteckt – normalerweise sammeln wir in einem Jahr 60’000 Handys, nun wollten wir in drei Wochen 100’000 erreichen. Uns war stets bewusst, dass es schwer wird, das in so kurzer Zeit zu schaffen. Wichtig war für uns vor allem, dass die Schweizer Bevölkerung realisiert, dass man mit alten Handys noch viel Gutes tun kann – und dass Swisscom sie dabei unterstützt. Wir verkaufen nicht nur Handys, wir kümmern uns auch um deren Wiederverwertung. Diese Botschaft konnten wir in den letzten drei Wochen gut verankern. Die Aktion war somit ein Erfolg. Unser langfristiges Ziel ist es schliesslich, dass unsere Kunden ihr altes Handy gleich im Swisscom Shop lassen, wenn sie ein neues kaufen.
FfdE: Wie kamen die Partner für diese Aktion zusammen?
Marius Schlegel: Wir wollten das Programm Mobile Aid in der Schweiz bekannt machen. Wir wussten dass wir dafür einen Medienpartner benötigen und wollten auch einen weiteren Logistikpartner für die Aktion gewinnen, um zusätzlich zu den Swisscom Shops während der Sammelaktion noch weitere Rückgabestellen anbieten können. So haben wir Ringier als Medienpartner und die fast 1000 k Kiosk Verkaufsstellen von Valora Partner gefunden die uns optimal ergänzen. Wichtig ist auch die Stiftung SOS-Kinderdorf Schweiz, mit welcher wir gemeinsam ein passendes Projekt ausgewählt haben welches wir unterstützen wollen.
FfdE: Ein Verkauf eines bei uns ausgedienten Handies kann Schulhefte und Schreibstifte für 25 Kinder ermöglichen. Das ist genial. Wo werden die Handies verkauft, wie funktioniert das genau?
Marius Schlegel: Die funktionierenden Handys werden, nachdem alle Daten gelöscht wurden, auf dem internationalen Gebraucht Handy Markt verkauft. Der Verkauf erfolgt nicht einzeln, sondern in grösseren Mengen. Die Geräte werden in Länder verkauft, wo gebrauchte Handys noch nachgefragt werden. In der Vergangenheit war das meistens Hongkong. Den Erlös setzen wir dann gemeinsam mit SOS-Kinderdorf gezielt im Projekt in Harar, Äthiopien ein. Neben Schulheften und Stiften benötigt die Schule auch Betreuung, Infrastruktur etc. Man kann viel bewegen mit alten Handys – wenn wir sie jetzt aus der Schubladen nehmen und ihnen ein zweites Leben geben.
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