Big Business hat endlich die Rettung der Welt entdeckt. Auf seine eigene, wie immer ganz individuelle und höchst kreative Weise: Als Markt natürlich. Hurra, es ist also doch möglich: Weltrettung ohne Verzicht mit noch mehr Gewinn!

Der Klimawandel ist real und bedroht die wundervolle Synphonie des Lebens dieses Planeten. Weder ist er natürlich, noch von der Sonne oder kosmischen Strahlung verursacht, noch ist es eine Verschwörung der Mächtigen dieses Planeten, welche sich notabene ja gegen Massnahmen wehren.

Verschwörungstheoretiker, wacht auf!

Was beschlossen werden muss

Damit der globale Temperaturanstieg 2 Grad Celsius nicht überschreitet und wir in eine planetare Veränderungen kommen, die unsere Gesellschaft höchst unwahrscheinlich friedfertig überstehen könnte, muss der globale CO2-Ausstoss begrenzt, man sagt auch “gedeckelt” werden. Da liegt es für viele sehr nahe, dass jeder Mensch dieser Erde, das gleiche Recht bekommt, eine bestimmte Menge CO2 auszustossen (“climate justice”). Somit müssten wir im Westen sehr stark runterfahren, um uns dann im unteren Drittel mit den Menschen anderer Länder zu treffen, die notabene noch einiges dazulegen dürfen an CO2-Ausstoss. Dieses Recht, quasi ein Gutschein, nennt man Emissions- oder CO2-Zertifikat und wenn ichs nicht ganz aufbrauche, kann ichs jemandem abtreten, der mehr CO2 ausstösst als er eigentlich dürfte. Preis ist handelbar. Somit würde das Gesamtziel erreicht – eigentlich keine schlechte Idee.

Die UNO-Klimakonferenz in Kopenhagen soll ein internationales Abkommen in die Welt bringen, die oben beschriebens bezweckt. Kopenhagen ist an sich schon ein Erfolg deswegen, weil alle Länder an einem Tisch sitzen, inkl. der USA und offen über schwierige Probleme eines neuen Klimaabkommens diskutiert wird. Es ist wahrscheinlich ein Meilenstein in der Geschichte der Menschheit oder zumindest der Eklat vor dem Meilenstein.

Es gibt nun diese Zertifikate seit dem Abkommen, das in Kyoto gemacht wurde (Kyoto-Protokoll) und in Europa ist der Zertifikatshandel in vollem Gange.

Wo liegt denn nun das Problem?

Zum Ersten..

..gaben Staaten diese Zertifikate seltsamerweise gratis an Grossindustrien wie dem Bausektor aus, nach dem Motto: Je mehr Du verschmutzt, desto mehr schenken wir Dir Emissionsrechte (sonst kämen ja Industrien noch in Weiterentwicklungszwang und das will niemand.). Richtiger wäre gewesen, wenn die CO2-Ausstosser, diese Zertifikate hätten kaufen müssen. Sie hätten dann die Wahl gehabt: In Technik zu investieren, die CO2 verringert oder einfach zahlen und zwar an etwas, was tatsächlich CO2 spart, z.B. den generellen Aufbau einer klimaneutralen Gesellschaft oder Hilfszahlungen an vom Klimawandel betroffene Länder. Jetzt besitzen sie geschenkte Zertifikate, haben aber nix gegen den Klimawandel gemacht, verkaufen diese Zertifikate an eine andere Industrie, die auch nix macht und drum diese Zertifikate braucht, was sie natürlich an ihre Kunden teuer als “klimaneutral” weiterverrechnet. Der Einzelne zahlt also, für das nichts gemacht wurde und das Geld unterstützt einen Verschmutzer.

Zum Zweiten..

..wird mit Zahlenspielereien Fortschritt vorgegaukelt. Russland z.B. hat massiv CO2 gespart, weil ihre Industrie einging. Brasilien ist Klimaweltmeister, weil sie weniger Wald abholzen (notabene: es wird immer noch abgeholzt und somit CO2 ausgestossen) und im schlimmsten Fall sogar noch CO2-Zertifikate bekommen, wenn sie auf gerodetem Grund Gensoya-Monokulturen anpflanzen (Die Lobby der Gentech-Firmen wittert ihre Chance und hätte das gern). Der echte Ausstoss von CO2 kann nicht gemessen werden. Man misst immer nur wieviel fossile Brennstoffe in ein Land eingeführt werden. Ein Betrug über Buchhaltungstricks ist schnell bewerkstelligt.

Zum Dritten

..lenkt uns diese Vorgaukelung und das Verschenken von Zertifikaten davon ab, den Klimawandel wirklich zu verhindern. Geldmittel werden nicht eingesetzt und alle denken, dass wir auf Kurs sind und beruhigt schlafen können. Während dem geht das alte Bereicherungsgierselbstinteressewachstumsgeldspiel weiter, das uns erst all diese Probleme beschert hat und wir fahren voll Tempo an die Wand. Das Bewusstsein bleibt dasselbe und die Menschheit knallt gegen die Wand.

Das Bewusstsein ist das eigentliche Problem, das wir haben. Und: wir dürfen uns nicht auf die Lösungen der Grossen verlassen, wir können auch selbst was tun.

  • Das neue Bewusstsein als Vorbild “normal” werden lassen
  • Energieeffizienz und Materialeffektivität
  • strategisch-grüner und v.a. weniger Konsum
  • Community-Solutions
  • Einzelinitiative von Dir werter Leser. Mache Dein Stadtquartier klimaneutral, auch wenn Deine Stadt noch hypnotisiert dahinbrabbelt. Übe noble Zurückhaltung, was den Konsum von Dingen betrifft, von denen wir nie genug haben, um wirklich glücklich mit ihnen zu sein. Hilf mit, die Bildung der Bevölkerung zu erhöhen. Baue an der neuen, besseren Gesellschaft selbst mit. Knüpfe Netzwerke für die Erde.

Für weitere 5000 Jahre Menschheit; sie lohnt sich! – Kai

Telepolis: Karbonkapitalismus | Zeit.de: Wie Kopenhagen die Urwaldvernichtung beschleunigen kann | 20min.ch: Steuertricks mit CO2-Zertfikaten | WOZ: Das “s” in REDD | NZZ: Im Pilgerzug nach Kopenhagen

Hinterlasse eine Antwort

Deine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.