Die neue Gentechnik (Genome Editing) CRISPR/Cas9 wird heftig diskutiert. Auf der einen Seite erhoffen sich Befürworter die Eliminierung von Hunger und Krankheiten, Anpassungsmöglichkeiten an Klimaänderungen und sogar Vorteile für Bio-Bauern, auf der anderen Seite sehen Gegner biologische und gesundheitliche Risiken, Verlust von Saatgut und eine Stärkung der nicht-nachhaltigen intensiven Tier- und Landwirtschaft.

Unser Partner “Schweizer Allianz Gentechfrei (SAG)”, welche uns seit 2 Jahren in der Aufarbeitung des Themenbereichs “Saatgut und Gentechnologie” unterstützt, schildert uns in diesem Gastbeitrag die Sichtweise besorgter Umweltschutzorganisationen. Wir danken Oliver Lüthi für seine Schilderungen. Ganz unten haben wir noch Videos mit Argumentationen und Erklärungen, wie CRISP/Cas9 funktioniert angehängt.

– – – – –

SAG / Oliver Lüthi:

Neue gentechnische Verfahren stehen vor der Tür!
Am 25. Juli hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) über die rechtliche Einstufung der neuen gentechnischen Verfahren entschieden. Durch Mutagenese gewonnene Organismen sind genetisch veränderte Organismen (GVO) und unterliegen grundsätzlich den in der GVO-Richtlinie der EU vorgesehenen Verpflichtungen. Auf dieser Grundlage müssen die EU-Kommission und die EU-Mitgliedstaaten entscheiden, wie sie die neuen Gentechnikverfahren künftig regulieren werden. Auch bei CRISPR-Vorgehensweisen kann Mutagenese eingesetzt werden. Die SAG begrüsst das Urteil darum.

Auch die neuen Gentechnik-Verfahren haben das Potential, unsere Umwelt tiefgreifend zu verändern, denn sie werden an Lebewesen angewendet, die sich vermehren und genetisch austauschen. Wie die neuen Gentechnikverfahren wie CRISPR/Cas9 im Detail reguliert werden, bleibt auch nach dem Entscheid des EuGH eine politische Frage. Nur eine Regulierung unter dem Gentechnik-Gesetz kann unserer Ansicht nach einen verantwortungsvollen Umgang mit diesen neuen Züchtungstechniken gewährleisten. Dies könnte eine transparente Anwendung von biotechnologischen Verfahren und die Wahlfreiheit für Bäuerinnen und Bauern und Konsumentinnen und Konsumenten garantieren, die mehrheitlich keine Gentechnik auf Äckern und Teller wollen.

Verwirrende Bezeichnungen
Die neuen gentechnischen Methoden werden oft als «Neue Pflanzenzüchtungsmethoden» bezeichnet. Das ist irreführend. Was mit Gentechnik entsteht, muss auch als Gentechnik deklariert und reguliert werden. Nur so haben Bäuerinnen und Bauern, Konsumentinnen und Konsumenten eine wirkliche Wahl.

Neue Techniken, doch Risiken bleiben
Neue gentechnische Verfahren sollen effizienter sein. Doch damit sind sie nicht automatisch sicherer und kontrollierbarer. Auch die mit neuen Verfahren erzielten Veränderungen können unvorhergesehene Folgen haben. Deshalb ist eine am Vorsorgeprinzip orientierte Risikoprüfung unabdingbar. Diese garantiert unserer Ansicht nach nur das Gentechnikgesetz.

Vielfalt auf dem Acker statt Monokulturen aus dem Labor
Gentech-Pflanzen dienen der industriellen Landwirtschaft, die auf hohen Einsatz von Pestiziden und Düngemittel setzt. Die industrielle Landwirtschaft schädigt jedoch die Umwelt und gefährdet die Grundlagen unserer Lebensmittelproduktion. Was wir wollen, ist mehr gentechnikfreie und ökologische Vielfalt statt Gentechnik.

Tiere noch weiter optimieren und Nutzung intensivieren?
Die neuen Gentechnik-Verfahren kommen auch in der Tierzucht zur Anwendung. Sie zielen darauf ab, den Tierzucht-Sektor noch weiter zu intensivieren. Dies mit negativen Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlergehen der Tiere.

Mit Qualität punkten, statt kostspielige Probleme schaffen
Die Schweiz ist zu kleinräumig für den Anbau von Gentech-Pflanzen. Eine Trennung der Warenflüsse wäre zu kostspielig und logistisch nicht umsetzbar. Bauern, die auf Gentechnik verzichten wollen, hätten das Nachsehen. Für die Schweizer Landwirtschaft, die mit Qualität punkten will, ist der Verzicht auf Gentechnik die logische Konsequenz.

Welthunger: ist Gentechnik wirklich die Antwort?
Die Bekämpfung des Welthungers gelingt in unseren Augen durch einfache, erschwingliche und lokale Lösungen (kleinteilige Bio- oder sogar Permakultur-Landwirtschaft). Gentechnik scheint uns der falsche Ansatz, denn sie ist eine Technik von internationalen Grosskonzernen für industrielle Grossbauern. Noch schlimmer: Ihre Monokulturen bedrängen vielerorts die bäuerliche Landwirtschaft und somit lokale Anbausysteme und Sorten.

Weiterführende Informationen inklusive Petition an den Schweizerischen Bundesrat und das Parlament (bis 30. August 2018 unterzeichnen) finden Sie auf www.keine-neue-gentechnik.ch

– – – – – – – – – –

 

Hinterlasse eine Antwort

Deine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.