Pünktlich auf den Weltumwelttag 2015, dem 5. Juni, haben wir auf FILMEfürdieERDE.org unsere allererste Online-Premiere: Der neue Schweizer Film “The Climate Changers” wird ab dann online freigeschaltet und gratis anzuschauen sein. Dies freut uns sehr und gerne möchten wir die beiden Filmemacher Esther Petsche und Samuel Schafeli über die Hintergründe von “The Climate Changers” befragen.
“The Climate Changers” interviewt auf kurzweilige und manchmal auch sehr nahegehende Weise engagierte Aktivisten an der Klimakonferenz in Paris. Von Fracking-Betroffenen, zu Wissenschaftlern, Künstlern und Jugendlichen zeigt “The Climate Changers” die globale Gemeinschaft, die eine neue nachhaltige Gesellschaft entstehen lässt, aber auch wie differenziert, fähig, intelligent, wirkungsvoll und vernetzt Aktivismus heute ist.
Filme für die Erde: Esther und Samuel, wer seid ihr?
Samuel: Ich arbeite als freischaffender Journalist und schreibe für verschiedene Magazine und Onlinemedien – oft über Umwelt, Nachhaltigkeit, Globalisierung und sozialen Wandel. “The Climate Changers” war meine erste Kooperation mit einer Filmemacherin. Ich kannte Esther schon lange und als ich von meinem geplanten Parisaufenthalt für die COP21 erzählte, sie grosse Augen machte und spontan meinte „Ich komme mit!“, fand ich das natürlich super. Die Zusammenarbeit hat definitiv Lust auf weitere Dokufilm-Projekte gemacht.
Esther: Als Grafikerin arbeite ich in der Regel zweidimensional mit Bild und Text. Das bewegte Bild begeistert mich, weil zum Bild der Ton, die Stimme, die Musik und der Raum hinzukommen. Ich liebe es beim Filmschneiden all diese Stilmittel miteinander zu verweben. Meine erlebten Geschichten, Begegnungen und Erlebnisse zu erzählen und mit anderen Menschen zu teilen. Jede Geschichte hinterlässt bei mir emotionale Spuren, weil ich mich beim Schneiden lange mit Inhalt, Bildern und Stimmungen auseinandersetze. Der Film ist für mich ein Multiplikator in jeder Hinsicht.
Filme für die Erde: Was hat Euch bewegt, “The Climate Changers” zu drehen?
Samuel: Als Journalist beschäftige ich mich seit mehreren Jahren mit unterschiedlichen Aspekten des Klimawandels. Ich habe immer wieder mit Klimawissenschaftlern gesprochen und auch aus Gebieten berichtet, die vom Klimawandel bereits stark betroffen sind. Zum Beispiel aus Südafrika, wo Kleinbauern in KwaZulu-Natal seit einigen Jahren fast keine Maisernten mehr einfahren, weil der Regen immer öfter ausbleibt. Oder letztes Jahr war ich im Central Valley in Kalifornien, das unter einer historischen Dürre litt. Die Situation in ärmeren Gegenden erinnerte mich teils an Afrika: Auf dem Kirchenvorplatz in Porterville wurde abgepacktes Trinkwasser verteilt und öffentliche Duschen aufgestellt, weil die Grundwasserreservoirs ausgetrocknet waren und die Menschen zuhause kein fliessendes Wasser mehr hatten. Früher oder später wird uns der Klimawandel alle betreffen; es ist schlicht das Thema der Stunde.
Esther: Die Neugier. Samuel hatte mir von den vielseitig, geplanten Aktivitäten rund um die Klimaverhandlungen erzählt. Ich wusste nichts davon und konnte mir das Ausmass an Angeboten nicht vorstellen. Und wer waren diese Menschen, die nach Paris gingen.
Filme für die Erde: Was ist an der Drehmethode ungewöhnlich?
Esther: Wir haben “The Climate Changers” mit einem iPhone gedreht. Ungewöhnlich ist sicher die Grösse vom iPhone. Das iPhone zu benutzen war auch ein Experiment. Es gibt extra Film-Apps und externe Mikrofone, sowie Stative, die es erstmal zu testen galt. Das iPhone ist leicht und handlich, sozusagen allzeit bereit. Das ermöglichte spontane Begegnungen festzuhalten und den Menschen auf Augenhöhe zu begegnen. Ich wurde mit meinem iPhone beinahe nicht wahrgenommen und konnte so ungestört beobachten und dokumentieren.
Filme für die Erde: was ist Euch Grundsätzliches als Eindruck geblieben von der Konferenz, dem Engagement der Aktivisten, von Paris und dem offiziellen Resultat der Konferenz?
Samuel: Mich hat beeindruckt, wie der Kampf gegen den Klimawandel unterschiedliche Gruppen vereint. Klimawandel ist längst nicht mehr nur ein Umweltthema, es geht auch um Gerechtigkeit, wirtschaftliche Interessen, Globalisierung. In Paris haben Menschenrechts-Aktivisten neben Abfallsammlern aus Afrika, indischen Bauern, Umweltschützern von internationalen NGOs, Künstlern und Globalisierungskritikern Seite an Seite für eine gerechtere und nachhaltigere Welt demonstriert. Der Klimawandel ist für sie quasi zum kleinsten kosmopolitischen Nenner geworden.
Esther: Das Resultat war ein spätes Eingeständnis. Und es ist erst ein Anfang. Ich bin beeindruckt von dem Gestaltungswillen der Menschen, dem Weitblick und auch dem emotionalen Engagement. Hier geht es nicht mehr nur um die Bedürfnisse eines Einzelnen. Hier geht es um Alles. Alle Generationen. Alle Lebewesen. Und eine Erde. Ein Moment, in dem man kurz realisiert, dass man nur ein Leben und eine Erde hat.
Filme für die Erde: Was möchtet ihr mit dem Film erreichen?
Samuel: Nach den ersten Vorführungen von “The Climate Changers” haben uns viele Zuschauer gesagt: “Ich hatte ja keine Ahnung, dass sich neben der offiziellen Konferenz, tausende von Menschen auf der Strasse, in Museen, Ateliers und Kulturzentren gegen den Klimawandel engagieren”. Genau darum geht’s: Wir wollen diese alternative und sehr konkrete Geschichte des sozialen Wandels erzählen, die im politischen Getöse oft untergeht. Das ist keine Geschichte der Resignation, sondern eine des Aufbruchs.
Esther: Das Herz und im besten Fall zum Denken und Handeln motivieren.
Filme für die Erde: Welche Momente haben Euch am meisten berührt?
Samuel: Mich hat besonders gefreut, wie viele – gerade auch junge – Menschen sich mittlerweile politisch für einen sozialen und ökologischen Wandel einsetzen. Sie vertrauen nicht mehr darauf, dass es ihre Politiker oder die Unternehmen mit ihren freiwilligen Massnahmen richten werden. Sie nutzen ihre Intelligenz, ihr Netzwerk und den eigenen Körper um ein Zeichen gegen den politischen Stillstand zu setzen.
Esther: Es ist eher die Summe der Momente und Begegnungen. Den Menschen aus aller Welt zu begegnen und ihre Leidenschaft für eine gemeinsame Idee zu erleben.
Filme für die Erde: Wie kann man Euch am Besten unterstützen?
Samuel: “The Climate Changers” war eine Null-Budget-Produktion. Natürlich wäre es schön, für die nächste Dokumentation etwas mehr Zeit und Budget zu haben. An Ideen für weitere Geschichten mangelt es auf jeden Fall nicht.
Esther: Der Film ist fertig und darf jetzt gern geteilt werden. Wir freuen uns über Feedback. Es warten schon die nächsten Ideen auf Umsetzung. Eine Zusammenarbeit mit einer Produktionsfirma wäre für uns ein schöner nächster Schritt.
Filme für die Erde: Können Interessierte “The Climate Changers” aufführen und Menschen zeigen? Was müssen Sie tun?
Samuel: Klar, je öfter der Film gezeigt wird, desto besser. Ich glaube er bietet eine gute Grundlage, um den Klimawandel und das wachsende globale Engagement dagegen zu thematisieren. Insofern könnte er auch für Schulen interessant sein. Wir beteiligen uns gerne auch an Diskussionen oder Podien dazu. Esther: Unbedingt. Dafür ist er gemacht. “The Climate Changers” steht ab 5. Juni 2016 online & gratis zur Verfügung. Er kann beliebig geteilt oder per download in die eigene Webseite eingebunden werden. Wir freuen uns über Kooperationen, Feedback und Austausch!
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