Samuel Kramer (22) ist ein Poetry Slamer aus Deutschland, der sein Engagement für die (Um)Welt in Texten und Gedichten ausdrückt.

Wie erreichen deine Texte die Menschen? Kann Kunst die Welt verändern?
Ich denke, man ist als Künstler*in befangen, wenn es um das Potenzial der (eigenen) Kunst geht. Wie schön wäre es, wenn die Kunst, die ich so liebe, auch noch zum Wohle der Allgemeinheit beitragen würde – auch des- halb wollen wir unbedingt daran glauben. Es gibt aber auch andere Gründe. Wenn ich über Nachhaltigkeit spreche, komplexe Reime und spannende Bilder ver- wende, dann interessieren sich vielleicht Menschen dafür, die mit dem Thema eigentlich nichts anfangen können. Früher glaubte ich fest an das progressive Potenzial der Kunst, heute bin ich mir nicht mehr so sicher. Ich sehe es eher so: Wenn ich die Möglichkeit habe, 500 Menschen 5 Minuten lang irgendetwas zu erzählen, dann kann ich auch vom vermutlich dringendsten Problem unserer Zeit sprechen. Ich möchte aber nicht überschätzen, was ich tue.

Was möchtest du mit deiner Arbeit und deinem Engagement erreichen?
Oberstes Ziel scheint mit aktuell, die Zerstörung der Grundlagen unseres Lebens (ein stabiles Klima mit intakten Ökosystemen) aufzuhalten. Dafür setze ich mich ein. Auch, weil viele andere Probleme wie z. B. globale und soziale Ungerechtigkeit und Armut damit verknüpft sind.

Es geht ums Überleben – eine stärkere Motivation ist schwer vorstellbar

Wo holst du Motivation und Inspiration für deine Arbeit und dein Engagement?
Die Motivation für meine Arbeit ist das Glücksgefühl, wenn ein Kunstwerk eine wirkungsvolle Verbindung zu anderen Menschen herstellt. Es ist ausserdem ein Gefühl der Verantwortung für meine Handlungen. Und in letzter Zeit ist es auch schlicht Angst. Angst, die man empfindet, wenn man sich die wissenschaftlichen Publikationen zu den Folgen des Klimawandels anschaut. Es geht ums Überleben eine stärkere Motivation ist schwer vorstellbar.

Welche Veränderungen wünschst du dir in den nächsten fünf Jahren?
Die Bewegung «Extinction Rebellion», in die ich grosse Hoffnung setze, hat als erstes Ziel formuliert, dass Politik und Medien die Menschen ausreichend über die wahren Ausmasse der Klimakrise informieren. Das muss in den nächsten Jahren passieren, in fünf Jahren ist es vermutlich zu spät. Ich hoffe, dass sich dann, wenn das Verständnis da ist, Mehrheiten für die nötigen politischen Massnahmen finden: rechtzeitiger Ausstieg aus der Kohlekraft, Umstellung in Verkehr, Industrie und Landwirtschaft – all das weltweit. Es wird schwierig, sicher, aber wir haben keine andere Wahl.

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