Am 04. März 2019 war Filme für die Erde zum fünften Mal zu Gast bei der Nachhaltigkeitswoche Zürich. Zusammen mit der Alternativen Bank Schweiz (ABS) zeigten wir im Audi Max der ETH Zürich vor mehr als 40 Personen den Film THE EMPIRE OF RED GOLD. Darin dokumentiert der Filmemacher Jean-Baptiste Malet die Absurditäten des globalen Tomatengeschäfts. Ein Imperium des roten Goldes.
Nach dem Film stand Michael Diaz, Leiter Anlegen und Mitglied der Geschäftsleitung bei der ABS, für ein Interview zu Verfügung:
(gekürztes Interview)
FfdE: Wir haben gesehen, dass Importe aus Italien und China den lokalen Tomatenmarkt in Afrika zerstören. Wie kann es sein, dass landwirtschaftliche Produkte aus einem EU-Land wie Italien in Afrika günstiger verkauft werden können als Produkte, die vor Ort produziert werden?
Michael Diaz: Das muss vor allem auf der Makroebene der Politik betrachtet werden. Sie setzt die Rahmenbedingungen. Der Grund liegt vor allem in der Schweizer und europäischen Landwirtschaftspolitik. Einerseits erfahren unsere Landwirtschaftsprodukte hohe Subventionen und Exportförderungen.
Andererseits schotten wir unsere Märkte gegenüber ausländischen Landwirtschaftsprodukten ab.
Ein weiterer Grund ist der höhere Industrialisierungsgrad unserer Landwirtschaft. Unter diesen Faktoren leiden ja nicht nur die afrikanischen Bäuerinnen und Bauern. Wir zahlen durch einen massiven Biodiversitätsverlust auch einen Preis.
Gründe sind aber auch in Afrika selber zu suchen. So zum Beispiel der Zugang zu Finanzierung, die Grösse der Betriebe, technische Unterstützung, Lagerhaltung, Reduktion bürokratischer Hürden, etc. In Afrika spielt eine mangelnde Infrastruktur eine besondere Rolle.
FfdE: Gibt es Möglichkeiten für die lokalen LandwirtInnen in Afrika, trotzdem von dem Verkauf ihrer Produkte leben zu können? Wenn ja, welche?
Michael Diaz: Ja, diese gibt es. Zum Beispiel der Zusammenschluss in Kooperativen, die Verarbeitung zu höherwertigen Produkten, der Zugang zu Finanzierung und die Investition in Kapazitätsausweitung sowie Innovation.
FfdE: Wie fördert die ABS die regionale, biologische und landwirtschaftliche Produktion in der Schweiz?
Michael Diaz: Indem wir bankweit Förder- und Ausschlusskriterien definieren, die zur Stärkung regionaler biologischer Landwirtschaft oder der Vermeidung industrialisierter Landwirtschaft beitragen sollen.
Wir fördern, indem wir Kredite an biologische Landwirtschaftsbetriebe geben und helfen. Zum Beispiel an den Grüthof in Wildensbuch, der Bio-Eier für den Handel produziert oder an Biobouquet in Thunstetten, die Demeter-Landbau betreiben, für die Finanzierung von Anbauten, einem grösseren Rüstbereich und der Heimlieferung von Gemüse.
Wir fördern auch durch Anlagen via Impact Anlagefonds unter anderem im afrikanischen Landwirtschaftssektor. Dies ist beispielsweise in Eldoville in Kenia der Fall. Dort wird Milch zu Yoghurt sowie Käse verarbeitet und neuerdings gibt es auch biologischen Anbau von Gemüse.
Die Bauern in Kenia bewirtschaften oft Land, wo sie das Nutzungsrecht nicht geltend machen können. Daher haben sie keine Sicherheit und keinen Zugang zu Banken und Krediten. Supply Chain Finance ermöglicht die Übertragung von Forderungen an ein Kreditinstitut oder spezialisierten Anbietern.
Vermeidung industrialisierter Landwirtschaft setzen wir um, indem wir keine Spekulation mit Rohwaren wie Kaffee, Kakao, Weizen, etc. tätigen. Ausserdem gibt es gibt bei uns keine Anlagen in industrialisierte Landwirtschaftsbetriebe und wir bieten nur Anlagen nur in fortschrittliche Detailhändler an.
Auch das interessierte Publikum hatte einige Fragen zum Thema „nachhaltiges Anlegen“ an den Experten. Dieser antwortete aufschlussreich und authentisch, was durch spontanen Applaus der Zuhörerschaft honoriert wurde.
Die Gespräche wurden beim anschliessenden Apéro fortgesetzt und alle Teilnehmenden erhielten Filmschlüsselkarten, um den gezeigten Film weiterzugeben und damit noch mehr Menschen zu erreichen.
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