Unser Veranstaltungspartner für das Filme für die Erde Festival 2018 in Winterthur, “Die Gitarre“, ist seit vielen Jahren mit uns befreundet und unterstützt uns mit einer Mitgliedschaft. Neu macht “Die Gitarre” dieses Jahr eine Baum-Schenk-Aktion und da ich selbst Gitarre spiele, habe ich mich beim Team vor Ort erkundet, wie es denn genau ums Thema nachhaltiges Holz in dieser Branche steht und viel Interessantes erfahren (wovon nichtmal alles in diesem Artikel steckt). Obwohl der Holzverbrauch von Instrumentebauern im Vergleich mit den grossen Möbelherstellern minim ist, scheint da doch ein dringendes Anliegen am Entstehen zu sein. Der heutige rücksichtslose Raubbau an Wäldern lässt auch die wenigen alten Bäume verschwinden, die für Instrumente essentiell sind und Gitarrenbauer weltweit bemühen sich um eigene Wälder und neuartige Anpflanzungstechniken. Wir führten das Gespräch mit Franco Marioli (Geschäftsführer), Fernando Noriega (Meistergitarren) und Jury Roten (Gründer):

FfdE: Zur Baumaktion – Wie kamt ihr auf die Idee, „Die Gitarre“ mit dem Thema Nachhaltigkeit zu verknüpfen?

DieGitarre.ch veranstaltet am 17.11.18 eine Baumaktion im Zusammenhang mit myblueplanet.ch, an welcher 1000 Bäume verschenkt werden. Diese Aktion namens “bluetree” ist ein Zeichen für das Engagement unseres Geschäfts für umweltbezogene Themen. Die Frage “Wie können wir, in unserer spezifischen Lage als soziale Akteure, einen Beitrag zur Besserung der aktuellen Umweltsituation leisten?” ist für unser Team ein Muss sowohl privat als auch im Unternehmen. Jeder ist für die Veränderung der Umwelt verantwortlich. Im Geschäft versuchen wir, uns über dieses Thema ständig auszutauschen und Lösungen zu finden. Die Prozesse des Alltags machen dies nicht immer einfach, aber wir probieren immer – wie es alle Unternehmen machen sollten – ein angezündetes Licht dafür brennen zu lassen.

FfdE: Welchen Bezug hat man als Gitarrenbauer zu Holz und Bäumen?

Das Holz ist – ohne Übertreibung – das Leben des Gitarrenbauers. Nicht nur steht seine Kunst auf dieser materiellen Basis, sondern auch sein Alltag und seine Gedanken. Der Gitarrenbauer spürt, riecht und streicht das Holz jeden Tag. Jeder fertige Schritt erweckt neue Ideen, neue Lösungen, um mit dem Holz umzugehen. Es ist die Materie seiner Gedichte. Der Baum ist, sozusagen, sein bester Freund.

Dies wirft einem Gitarrenbauer natürlich viele Fragen auf: wie kann man einem Freund das Leben rauben? Kann ich nicht andere Materialien nutzen? Da muss man weit in die Vergangenheit zurückreisen. Die ersten Instrumente wurden natürlich mit Fundmaterialien habilitiert. Man sah, dass der Wind einen Ton erzeugte, als er über gebrochene Bambus wehte, und kam so zur Idee der Flöte. Aufgespannte Felle, die man an die Sonne trocknen ließ, erzeugten einen Ton beim Anschlagen, und so entdeckte man die Trommel. Für die Zupfinstrumente waren die Bögen, die man für die Jagd benutzte, sozusagen ihr homo erectus, ihr älteste Vorfahre. Da steht eine lange Geschichte dahinter. Mit der Zeit entdeckte man, dass nur sehr selten gefallene Bäume aufgefunden werden können, welche man für den Bau benutzen kann. Also muss man Bäume fällen.

FfdE: Gibt es bereits Gitarren aus nachhaltig gewonnenem Holz ?

Ja, das gibt es. Viele Unternehmen versuchen, mehr und mehr mit nachhaltigen Materialien zu bauen. In Kanada gibt es zum Beispiel Godin, der größte Produzent Nordamerikas. Er besitzt eine große Waldfläche, welche ständig wieder aufgeforstet wird. Godin versucht auch, keine Tropenhölzer zu benutzen. Statt Ebenholz hat er eine Resine entwickelt, welche sehr ähnliche Eigenschaften aufweist. In der Schweiz gibt es Mathias Jakob, der die erste Gitarre mit ausschließlich Schweizer Hölzer gebaut hat. Diese sind Versuche, die natürlich noch nicht auf 100% laufen, aber man ist nahe daran. Wir sind stolz darauf, Instrumente dieser Gitarrebauer in unserem Geschäft anzubieten.

FfdE: Tönt ein nachhaltig bewirtschafteter Baum anders?

Nein. Im Prinzip geht es nur darum, dass der Baum genug alt ist, dass es in seinen idealen klimatischen Bedingungen wächst, und dass das Holz genug lange trocknet, nach dem der Baum gefällt wurde. Es gibt vieles beim Gitarrenbau, das man nicht beeinflussen kann: wie gut das Holz wächst, wie schön regelmäßig die Maserung läuft, wie solide die Faser sind, usw. Dies ist aber prinzipiell nicht davon abhängig, ob der Baum nachhaltig bewirtschaftet wurde oder nicht.

FfdE: Was bezweckt ihr mit der Baumaktion im November? 

Die Baumaktion hat zum Ziel, unser Engagement für die Umwelt zu zeigen und mit anderen zu teilen. Wir verschenken Bäume für alle, die einen Baum wollen. Diese Bäume nennt myblueplanet.ch “bluetrees”. “bluetrees” sind einheimische und ökologisch wertvolle Bäume, wie Holzapfel oder Wildbirne. Durch jedes gepflanzte Bäumchen profitiert nicht nur die Biodiversität hier bei uns, sondern auch das weltweite Klima.

FfdE: Welche Rolle spielt die Musik in der Transformation unserer Gesellschaft zu einer nachhaltigen Gesellschaftsform?

Diese Frage betrifft Musik als auch alle anderen Künste. Kunst ist die menschliche Tätigkeit, die das Innerste unseres geistigen Lebens ausdrückt und anspricht. Wenn es etwas gibt, das Menschen grundsätzlich bewegen und verwandeln kann, dann ist das die Kunst. So vermittelt ein Künstler mit seiner Musik eine Empfindsamkeit, mit welcher sich andere identifizieren können. In dieser Identifikation findet eine Bestätigung und eine Verstärkung gewisser Werte statt, welche das Individuum weitervermittelt und einverleibt. Darin steckt ein enormes Wandelpotenzial. Nur fehlen Musiker, die ihre Verantwortung wahrnehmen und mutig genug sind, um die Werte zu vermitteln, die unsere Gesellschaft braucht. In den meisten Fällen sind Texte komplett irrelevant, und viele Künstler lassen sich auch von den großen Sponsoren verführen und manipulieren.

FfdE: Vielen Dank für den Einsatz!

P.S. der Redaktion: Ein Film, welcher Gitarrenspiel als wichtiges Element zur Vermittlung eines Umweltthemas benutzt ist “Albatross“. “Albatross” kann frei angeschaut werden. Wir kennen einige Filme zu den Möglichkeiten der Kunst im Bereich Nachhaltigkeit und Umweltbildung. Schau Sie Dir gerne an.

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